Muh-Tiger | 26. Jun, 00:57
Buzzwords
Die letzten Tage habe ich jemandem geholfen Bewerbungsunterlagen zu sichten und auszusortieren. Schon merkwürdig mit was für Worten manche versuchen ihre Bewerbermappe aufzublähen. Fast so als wenn es helfen würde mangelnde Kompetenz durch Füllworte wie "Softskills" oder "Account Manager" auszugleichen.
So lernte ich als erstes die "Fachbegriffe" ins Deutsche zu übersetzen:
- Account Manager = Kundenberater = Schleimscheisser
- Accountant = Buchhalter
- XY-Agent (z.B. Call-Center-Agent; Ground-Agent) = Betriebshansel; AvD; MfA
- Training Manager = Lehrer; Kursleiter
- Sales Representative / Sales Manager = Drückerkolonne
Fazit: Die absoluten Scheißjobs bekommen fremdartig klingende Namen damit die Leute, die den Scheißjob machen müssen, sich nicht in Grund und Boden schämen müssen wenn man sie fragt was sie beruflich so machen.
Aber es gab noch mehr Kriterien eine Bewerbung fast ungelesen in Ablage Rund einzusortieren. Zum Beispiel die Karrierelaufbahn Bundeswehr / Armee allgemein.
Bei der Bundeswehr versammeln sich im allgemeinem diejenigen, die es im "normalen" Leben nicht schaffen würden. Zum einen sind dies Leute aus strukturschwachen Regionen. Nicht umsonst gibt es im dünn besiedelten Norddeutschland wesentlich mehr Kasernen als in den Ballungszentren. Dies ist eine Erfahrung die ich auch machen durfte. Als ich meinen Wehrdienst ableistete, bestand der Großteil der Unteroffiziere aus Leuten die saisonal bedingte Berufe ausgeübt haben. Straßenbauer, Maurer, Dachdecker, usw. Mir hat man auch offen ins Gesicht gesagt das sie nur wegen dem "sicheren Job" bei der Bundeswehr waren.
Dann gibt es noch die Offiziere die bei der Bundeswehr studieren. Das sind Studenten die an einer normalen Uni keine Chance hätten. Warum auch immer. Meistens wohl weil sie es nicht auf die Reihe bringen ihr Studium selber zu finanzieren. Dabei ist ein Studium an einer Bundeswehruniversität nicht einmal sehr hoch angesehen. Einzig die medizinischen Fachrichtungen werden hin und wieder lobend erwähnt. Ist auch nicht sehr verwunderlich, denn Verwundete soll es bei der Bundeswehr ja ab und zu mal geben. Vor allem im Krisenfall, da braucht man schon gute Ärzte.
Ich bekam zum Aussortieren eine recht einfache Anweisung: "Wenn Berufssoldat drin steht, kannste die Bewerbung gleich weg legen. Grade Offiziere sind kommandogeil, unflexibel, teamunfähig, Einzelkämpfer, nicht lernbereit und ohne direkten Befehl machen die auch nichts. Was sollen wir mit denen?"
Am Ende blieb nur ein kleiner Stapel Bewerbungen übrig. Ganz oben auf, die Bewerber und Bewerberinnen mit einer betrieblichen Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf. Die meisten davon nur 2-3 Seiten lang. Kurz, knapp, kompetent auf den Punkt gebracht.
Frei von Füllwörtern, kryptischen Berufsbezeichnungen und 'Buzzwords' wie 'Softskills'. So was sagt eh nichts über den Bewerber aus. Außer das er nichts zu sagen hat, gerne aber viel heiße Luft von sich gibt.